Titelbild

Meteorologie

Unwetter ist nicht gleich Unwetter

Unwetter ist nicht gleich Unwetter. Für unseren Ort gibt es verschiedenste Szenarien, die potentiell gefährlich werden können, die aber sehr unterschiedlich in der Entstehung sind. Deshalb ist es immer wichtig, die Wetterlage im Auge zu behalten, um entsprechende Wetterlagen schon im Voraus zu erkennen, was jedoch nicht wirklich einfach ist.

Im Folgenden stelle ich 2 völlig unterschiedliche Szenarien vor, die in der Vergangenheit oft auftraten und, ausgelöst durch den Klimawandel, in Zukunft noch häufiger auftreten könnten.

Alpennordstau

Bodenanalyse
Bodenanalysekarte für den 02.01.2006

Nähern sich kalte, feuchte Luftmassen von Norden, sind diese gezwungen, direkt an den Alpen und im angrenzenden Alpenvorland aufzusteigen, da die hohen Berge eine natürliche Barriere darstellen. Durch das Aufsteigen kühlt die feuchte Luft weiter ab, die Feuchtigkeit kondensiert aus, was zu Wolkenbildung und Niederschlagsprozessen führt.

Die Folge sind großräumige Niederschlagsgebiete nördlich der Alpen, aus denen es tagelang mäßig bis stark regnen kann, im Winter kommt es zu starken Schneefällen mit großen Neuschneemengen.

Interessant zu wissen ist dabei: Je kälter die herannahende Luftmasse ist, desto weniger Feuchtigkeit kann sie speichern. Handelt es sich jedoch um mäßig kalte Luft, enthät diese eine Menge Wasserdampf.

Nun gibt es noch eine Sonderform, die uns besonders gefährlich werden kann, eine sogenannte Vb-Wetterlage. Eine solche Wetterlage brachte uns z.B. das Pfingsthochwasser im Mai 1999 und den Halleneinsturz in Bad Reichenhall im Januar 2006.

Bei diesen speziellen Wetterlagen wird ein Tiefdruckgebiet vom Golf von Genua aus zunächt über das warme Mittelmeer geführt. Dort erwärmen sich die Luftmassen und können besonders viel Wasserdampf aufnehmen. Im weiteren Verlauf zieht das Tiefdruckgebiet östlich der Alpen von Süd nach Nord vorbei, und sendet, nun von Norden kommend, starke Niederschläge, die besonders lang andauern und heftig ausfallen können.


Das folgende Video erklärt den Zusammenhang genauer:

Für unsere Gegend hat dies konkret zur Folge: Vor allem in und an den Ammergauer Alpen regnet es stark und anhaltend. Das abfließende Wasser nimmt über die vielen Bäche und später der Ammer den Weg nach Peißenberg. Tritt das ganze im Frühling auf, kommen noch z.T. sehr große Wassermengen durch die Schneeschmelze hinzu.

Die Folge ist, dass der Pegel der Ammer immer weiter steigt und der Fluss über die Ufer treten kann. Das Tückische dabei kann sein, dass es in Peißenberg selbst nur weniger regnen kann; der Großteil des Wassers kommt ja direkt aus den Bergen und dem angrenzenden Alpenraum.

Die direkte Gefahr geht in diesem Fall also von der Ammer aus, welche über einen längeren Zeitraum immer weiter ansteigt. Fällt zusätzlich noch in unserer Gegend viel Niederschlag, so können auch die lokalen kleinen Bäche über die Ufer treten.

Die bisher größte Niederschlagssumme, die in Deutschland bei solch einer Vb-Wetterlage gemessen wurde, beträgt 312 mm innerhalb von 24 h.

Solche Wetterlagen sind im Großen und Ganzen schon einige Tage voraus vorhersagbar, so dass man vorgewarnt ist.

lokale Schauerlagen

Radrbild eines Regenschauers
Radarbild einer starken Schauerzelle

Im Gegensatz zu den großräumigen Niederschlägen des Nordstaues können kleinere lokale Schauer vor allem unseren Bächen gefährlich werden. Diese Regenschauer sind örtlich begrenzt und können innerhalb von wenigen Minuten extrem starke Niederschlagsmengen bringen.

Dabei sind diese Niederschlagszellen lokal sehr begrenzt, so dass es nur wenige Kilometer entfernt komplett trocken bleiben kann.

Je langsamer solch eine Gewitterzelle zieht, umso mehr Niederschlag kann an einem Ort aus der Wolke ausfallen. Die Niederschlagsmengen, die dadurch fallen können, sind enorm, der Rekord liegt in unserer Gegend bei 126 mm Niederschlag innerhalb von 8 Minuten!!! (Füssen am 25.05.1920).

Unsere kleinen Bäche reagieren bei solchen lokalen Schauern extrem schnell, teilweise steigen die Pegel innerhalb von wenigen Minuten so schnell an, dass es in kurzer Zeit zu Überflutungen kommen kann. Die Ammer hingegen reagiert auf solche starken lokalen Regenschauer kaum.

Ein weiteres Problem ist, dass lokale Schauer nicht gut vorherzusagen sind. Zwar erkennt man recht gut, wie labil die Atmosphäre ist und wie viel Niederschlagswasser theoretisch ausfallen kann, ob und wo das Ganze passiert, kann man jedoch meist nur aktuell am Radar verfolgen.

Auch in Zukunft ist eine bessere Vorhersage solcher Wetterextreme kaum möglich.